Künstler
Zeichnungen
I. Aus den 60er Jahren ist lediglich eine Bleistiftzeichnung des Künstlers bekannt. Sie ist ein
Zeugnis dafür, wie Paul Uwe Dreyer – angeregt von der Handschrift Ben Nicholsons – durch
Stilisierung die gegenständliche Welt in einen abstrakten Zeichenkanon übersetzt. Seine Ge–
mälde und seine Radierungen bis etwa 1963 zeigen diese Gestaltungsweise der Einzel–
elemente.
Ohne Titel, 1963
Bleistift auf Papier
44,5 x 61,5 cm
Nachlass
II. Zeichnungen als autonome Blätter in Folge entstehen im Werk des Künstlers ab 1973.
Innerhalb einer in Bleistift angelegten Linienkonstruktion verkörpern zwei dunkeltonige
Hauptlinien in Balkenform aus unzähligen, mit Filzstift ausgeführten Strichlagen, das
geometrische Hauptmotiv des jeweiligen Blattes. In der Zusammenschau führen sie über
ihre vermeintlich nur zweidimensional erfassbare Formation hinaus, indem sie partienweise
geometrische Körper und räumliche Gebilde visualisieren. Der Vergleich mit Dreyers Malerei
dieser Jahre ergibt, dass der Künstler mittels seiner Zeichnungen die raumerzeugenden
Hauptachsen seiner Gemälde herausfiltert, um das grafische und lineare Konzept seiner
Kompositionen hervorzuheben.
Ohne Titel (29.III.73), 1973
Bleistift und Filzstift auf Papier
65 x 50 cm
Ohne Titel (16.II.74), 1974
Bleistift und Filzstift auf Papier
65 x 50 cm
Ehemals Privatbesitz Kiel, aktuell Verbleib unbekannt
Vgl. unter Malerei IV: Diagonalblock, 1972
Ohne Titel (22.II.74), 1974
Bleistift und Filzstift auf Papier
50 x 65 cm
Nachlass
Ohne Titel, 1974
Bleistift und Filzstift auf Papier
50 x 65 cm
Sammlung im Willy-Brandt-Haus, Berlin
Zeichen für Zeichenvariation – Variationszeichen 1–4, 1977
Bleistift und Filzstift auf Papier
50 x 65 cm
Verbleib unbekannt
Zeichenvariation – Variationszeichen 1–4 ist der Titel einer vierteiligen Gemälde-Serie aus dem selben Jahr
Raumveränderung I, 1977
Bleistift und Filzstift auf Papier
50 x 65 cm
Sammlung Artothek des Neuen Berliner Kunstvereins (n.b.k.)
Ohne Titel (25.8.1978), 1978
Bleistift und Filzstift auf Papier
50,5 x 73 cm
Nachlass
III. Für den Zeitraum zwischen 1979 und 1982 finden sich keine Zeichnungen im Werk des
Künstlers. Im September 1982 nimmt Paul Uwe Dreyer seine zeichnerische Tätigkeit nach den
gleichen Prinzipien wie zuvor wieder auf. Allerdings legt er jetzt die hervortretenden Haupt–
kompositionslinien innerhalb eines gleichmäßigen vielteiligen Rasters an, was dem Motiv ein
gesteigertes Bewegungsmoment verleiht.
Ohne Titel (14.9.1982), 1982
Bleistift und Filzstift auf Bütten
69,5 x 49,5 cm
Vormals Privatsammlung Reutlingen, aktuell Verbleib unbekannt
Ohne Titel (15.9.1982), 1982
Bleistift und Filzstift auf Bütten
50 x 70 cm
Verbleib unbekannt
Ohne Titel (25.9.1982), 1982
Bleistift und Filzstift auf Bütten
50 x 70 cm
Nachlass
IV. Nach einer zeichnerischen Pause von sechs Jahren bringt der Künstler ab 1988 farbkräftige
Zeichnungen hervor, wobei wie immer der Filzstift die Komposition und der Bleistift das zu–
grunde gelegte Raster definieren. Der Einsatz vielfältiger Farbtöne dient der Verortung der sich
überlagernden, durchdringenden und überkreuzenden Bildelemente, die komplexe Raum–
konstellationen miteinander bilden. Dies entspricht dem Thema der Raumverschränkungen in
Paul Uwe Dreyers Malerei der 80er Jahre. Ein neues Bildelement findet sich jetzt in Form von
senkrecht und waagerecht positionierten Rechtecken, die als Gegenspieler zu den in die Tiefe
führenden linearen, vielfältigen Gebilden, das Geschehen optisch auf die zweidimensionale
Ebene zurückspielen. Wie in seiner Malerei ab Ende der 70er Jahre arbeitet der Künstler von
nun an ausschließlich in Bildpaaren oder –serien und verleiht diesen jeweils sprechende Titel.
Zeilenzeichnung 1
(von 10), 1988
Bleistift und Filzstift auf Papier
50 x 50 cm
Privatsammlung Gerlingen
Zeilenzeichnung 2
(von 10), 1988
Bleistift und Filzstift auf Papier
50 x 50 cm
Nachlass
Diagramm 2 (von 4), 1990
Bleistift und Filzstift auf Papier
50 x 50 cm
Sammlung der Stadt Esslingen am Neckar
Diagramm 3 (von 4), 1990
Bleistift und Filzstift auf Papier
50 x 50 cm
Sammlung der Stadt Esslingen am Neckar
V. Ab 1992 bis 1994 und in seiner darauf folgenden zeichnerischen Phase im Jahr 2004
fokussiert Paul Uwe Dreyer das Bildelement Linie unter absoluter Aussparung von Farbe.
Durch die Überschneidungen der Linien entstehen Flächen, die sich mittels hellem und
dunklen, dünnerem und kräftigerem Bleistiftstrich ab 1992 im Bildraum auf optisch unter–
schiedlichen Ebenen positionieren. Die einzelnen Linienverläufe verhalten sich dabei wie
eine rhythmische Aneinanderreihung unterschiedlicher Richtungsvektoren, die den Bild–
raum durchkreuzen und ihm Tiefe verleihen. Vergleiche Malerei Kap. VIII.
Berliner Zeichnungen 1 (von 6), 1992
Bleistift auf weißem Karton
21 x 29,3 cm
Staatliche Akademie der Bildenden Künste, Stuttgart
Ohne Titel (10.3.93), 1993
Bleistift auf weißem Karton
21 x 29,3 cm
Nachlass
Zeichnung 6 (von 6), 1994
Bleistift auf weißem Karton
21 x 29,3 cm
Kunstmuseum der
Stadt Albstadt
Schattenflug 5 (von 6), 2004
Bleistift auf weißem Karton
40 x 40 cm
Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Baden-Württemberg
VI. In seinen beiden letzten Zeichnungsfolgen von 2005 und 2008 lässt Paul Uwe Dreyer die
einzelnen Bildelemente in einer kaum mehr durchschaubaren Komplexität miteinander agieren.
Zweierlei Flächentypen sind nun neben den beiden Linientypen zu unterscheiden: Ausgefüllte,
geometrische Formen, die streng zweidimensional in die Gesamtkomposition eingebaut sind.
Mit ihrem tektonischen Habitus kontrastieren sie jene Flächen, die sich aus Linienverbünden
herausbilden und perspektivisch den Bildraum definieren. Wie in der Malerei geben in dieser
Phase Flächen wie Linien gleichermaßen den Ton für das Bildgeschehen an. Vergleiche Malerei
Kap. IX.
Blöcke 1 (von 6), 2005
Bleistift auf weißem Karton
40 x 40 cm
Staatliche Kunsthalle, Karlsruhe, Kupferstichkabinett
Blöcke 4 (von 6), 2005
Bleistift auf weißem Karton
40 x 40 cm
Staatliche Kunsthalle, Karlsruhe, Kupferstichkabinett
Bagatellen 3 (von 4), 2008
Bleistift auf weißem Karton
40 x 40 cm
Nachlass
Bagatellen 4 (von 4), 2008
Bleistift auf weißem Karton
40 x 40 cm
Nachlass